Total verhext by Terry Pratchett

Total verhext by Terry Pratchett

Autor:Terry Pratchett [Pratchett, Terry]
Die sprache: deu
Format: azw3, mobi
Tags: Scheibenwelt, General, Fiction
ISBN: 9783442415571
Herausgeber: Goldmann
veröffentlicht: 1994-09-30T22:00:00+00:00


Oma schritt versuchsweise auf und ab. Ihre Stiefel quietschten, und Wasser quoll aus ihnen hervor.

»Um es noch einmal zu wiederholen: Es tut mir leid«, sagte Magrat. »Es sah flach aus.«

»Das ist bei Wasser häufig der Fall.« Nanny saß auf einem Baumstumpf und wrang ihr Kleid aus.

»Selbst du konntest nicht erkennen, daß uns hier Wasser erwartet«, entgegnete Magrat. »Mit all den Algen und so sieht es wie Gras aus.«

»Mir scheint, hier können Land und Wasser nicht entscheiden, was sie sein wollen«, sagte Nanny und ließ ihren Blick über die feuchte Landschaft schweifen.

Hier und dort wuchsen Bäume. Sie wirkten fremdartig und irgendwie düster, schienen noch während des Wachstums zu vermodern. An jenen Stellen, wo sich das Wasser zeigte, war es tintenartig schwarz. Gelegentlich stiegen große Blasen auf und zerplatzten an der Oberfläche, als litte der Sumpf an Verdauungsstörungen. Irgendwo in der Ferne strömte der Fluß – und vielleicht auch hier, dicht unter dem Boden, der bei jedem Schritt erzitterte.

Nanny blinzelte.

»Seltsam«, sagte sie.

»Was?« fragte Oma.

»Etwas hat sich … bewegt«, murmelte Nanny Ogg. »Da drüben. Zwischen den Bäumen.«

»Vermutlich eine Ente.«

»Nein, das Etwas war größer. Komisch. Sah aus wie ein kleines Haus.«

»Oh, natürlich, hier laufen kleine Häuser durch die Gegend, und vermutlich kräuselt Rauch aus dem Schornstein, nicht wahr?« spottete Oma Wetterwachs.

Nanny strahlte. »Hast du’s ebenfalls gesehen?«

Oma rollte mit den Augen.

»Kommt«, sagte sie. »Begeben wir uns zur Straße.«

»Äh«, wandte Magrat ein. »Wie denn?«

Sie blickten zum scheinbaren Boden zwischen ihrem vergleichsweise trockenen Zufluchtsort und der Straße. Das »Gelände« sah gelblich aus.Hier und dort lagen – beziehungsweise schwammen – Äste, und an anderen Stellen wuchsen verdächtige grüne Grasbüsche. Nanny griff nach einem Zweig und warf ihn einige Meter weit. Es klatschte, und dann versank das Holzstück mit einem Geräusch, als versuchte jemand, die letzten Tropfen aus einem Milchshake-Becher zu saugen.

»Wir fliegen darüber hinweg«, schlug Nanny vor.

»Ihr beiden seid dazu imstande«, klagte Oma. »Aber ich kann hier nicht genug Anlauf nehmen, um meinen Besen zu starten.«

Magrat beförderte sie zur anderen Seite, und Nanny bildete den Abschluß mit Omas widerspenstigem Besen.

»Hoffentlich hat uns niemand gesehen«, brummte Oma Wetterwachs, als sie die relative Sicherheit der Straße erreicht hatten.

Sie wanderten in Richtung Stadt, und andere Pfade vereinten sich mit dem Sumpfweg. Viele Leute schienen Gennua erreichen zu wollen. Vor dem Tor hatte sich eine lange Schlange gebildet.

Vom Boden aus gesehen wirkte die Metropole noch eindrucksvoller. Wie ein auf Hochglanz polierter Edelstein schimmerte sie im Dunst der Sümpfe. Bunte Fahnen wehten auf hohen Mauern.

»Sieht fröhlich aus«, meinte Nanny.

»Und sehr sauber«, fügte Magrat hinzu.

»Aber nur von oben«, sagte Oma, die nicht zum erstenmal mit einem urbanen Komplex zu tun hatte. »Drinnen gibt’s Bettler und Lärm und Rinnsteine voller Dinge, jawohl.«

»Seht nur, man läßt nicht alle Personen das Tor passieren«, stellte Magrat fest.

»Auf dem Schiff hieß es, viele Leute seien hierher unterwegs«, entsann sich Oma. »Wegen des Dicken Mittags. Unter den vielen sind wahrscheinlich auch einige, die nicht den hiesigen Ansprüchen genügen.«

Sechs Wächter sahen ihnen entgegen.

»Die Burschen sehen ordentlich aus«, lobte Oma Wetterwachs. »Überhaupt nicht wie zu Hause.«

In ganz Lancre gab es nur sechs Uniformen, die nach dem Grundsatz Paßt-nicht-ganz-allen angefertigt worden waren.



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